Vereinigung der Haus- und Hobbybrauer in Deutschland e. V.
Rückblick HHBT 2001
Bevor im nächsten Jahr überhaupt keine Haus- und Hobbybrauertage stattfinden, übernehmen wir die Organisation. So oder ähnlich lautete eine Wortmeldung von Gundula Hennigs und Thomas Melde auf den Haus- und Hobbybrauertagen in Fulda. Vom Vorstand des VHD e.V. erhielten die zwei rasch grünes Licht für die Organisation der Haus- und Hobbybrauertage 2001 in Peine.
Nach der Ausschreibung der Veranstaltung kamen die Anmeldungen nur sehr spärlich und der Vorstand in Verbindung mit den Beiden avisierten so zwischen 60 und 80 Teilnehmer. Dass es anders kommen sollte stellte sich schnell heraus. Vor dem Urlaub von Gundula und Thomas hatten sich bereits etwa 100 Teilnehmer angemeldet, nach dem Italienurlaub meldeten sich nochmals einige Interessierte an. So kam es, das kurz vor Veranstaltungstermin 156 Teilnehmer gemeldet waren. Die hohe Zahl der Meldungen votierte aus einer nicht unerheblich Zahl Nichtmitgliedern, Lebenspartnern und Kindern. Also eine gelungene Präsentation von Gundula und Thomas im Sinne der Öffentlichkeitsarbeit für den VHD e.V. in der nördlichen Region. Dafür nochmals herzlichen Dank vom Vorstand.
Am Freitagabend konnte Dieter Birk 79 Teilnehmer zur Jahreshauptversammlung begrüßen. Die Tagesordnungspunkte konnten kurz und bündig behandelt werden, zumal Wahlen in diesem Jahr nicht anstanden. So blieb danach noch genügend Zeit, sich in kleinen Gruppen im Saale zusammenzufinden und Erfahrungen auszutauschen.
Am Samstag früh standen dann zwei Busse für den Shuttle- Service zur Verfügung. Auf der Besichtigungstour ging es im Wechsel der Gruppen zum Schokoland Rausch, zur Hausbrauanlage von Thomas Melde, zur Mälzerei Langkopf und Heine und zum Abschluß in die Brauerei Härke. Unsere beiden Organisatoren vor Ort, Gundula und Thomas, hatten die logistischen Probleme bestens im Griff. Mit tatkräftiger Unterstützung durch Bekannte und Freunde wurden die Teilnehmer der Haus- und Hobbybrauertage in Peine begleitet. Nach den Besichtigungstouren traf man sich am Samstagabend zum Hausbrauerabend in den Peiner Festsälen. Nach dem üppigen Büffet war den Teilnehmern die Spannung anzumerken. Sehnlichst wurde die Prämierung der Hausbrauerbiere er wartet. Um 22.30 Uhr lüftete Dieter Birk das Geheimnis und begann mit der Prämierung der Biere in den einzelnen Kategorien. Nachdem die Platzierungen in den Kategorien verteilt waren, konnte die Prämierung des Gesamtsiegers vorgenommen werden. Aus der diesjährigen Prämierung ging Wilfried Geier als Gesamtsieger vor. Im Anschluß daran hatten die Teilnehmer noch Zeit für einige nette Unterhaltungen im Kollegenkreis.
Bevor man sich am Sonntag verabschiedete, hatten die Teilnehmer der Haus- und Hobbybrauertage 2001 in Peine noch Gelegenheit, den Fachvorträgen zu lauschen und den gut sortierten Hausbrauermarkt zu erobern. Mit einer Vielzahl von Eindrücken konnte die Heimreise angetreten werden. “Bis nächstes Jahr”, war aus vielen Äußerungen zu hören.
Michael Mihm
Bilder zu diesen HHBT findet ihr u.a. bei Mühlenbräu.
Mit charmanter Führung lernten die Haus- und Hobbybrauer anlässlich der Besichtigung der Schokoladenfabrik Rausch in Peine ein anderes "Grundnahrungsmittel" kennen. Der Ausflug in die Geschichte zeigte, dass Kakao schon zu Zeiten der Azteken und Mayas in Süd- und Mittelamerika Handelsware, Medizin (ein Stück Schokolade auf Schnittwunden gelegt, hilft heute noch, vor allem bei Kindern) und Grundnahrungsmittel war. Spätestens mit den Spaniern war Kakao auch ein Herrschaftsinstrument in Süd- und Mittelamerika. Durch die Spanier wurde Kakao auch in Europa bekannt. Die Verbindung von Kakao und Zucker machte dann die Schokolade zu einem beliebten Genußmittel in fester und flüssiger Form. Heute kommt der Kakao überwiegend aus Afrika.
Ca. 100 Jahre alte Maschinen in einem kleinen Museum wollten einige der Hobbybrauer gleich mitnehmen, denn auf den Walzen, welche die Kakaobohnen zerkleinern, könne man genau so gut Malz schroten. Auch konnte man die ersten Automaten besichtigen, die den Straßenverkauf ankurbeln sollten. Im Sommer war das kein so gutes Geschäft. Wie es sich gehört, wurden die Hobbybrauer auch zum Probieren animiert. Die Champagnertrüffel aus laufender Produktion waren einfach Spitze. Dies regte zu einem ausgiebigen Einkaufsbummel im Firmenladen an. Unter einem Schokoladevulkan (flüssige Schokoladenrohmasse blubbert in rd. 4 m Höhe und läuft herab) konnten die Spezialitäten im Schokocafé genossen werden. Und hier zeigte sich, das Bier und Schokolade gut zusammen passen. Einige bestellten im Schokocafe Bier. Insgesamt war die Besichtigung ein hervorragend gelungener Beitrag im Rahmen der Haus- und Hobbybrauertage 2001 in Peine.
Egmont Echardt
Nach der Besichtigung des Schokomuseums und der Hausbrauanlage bei Thomas (siehe separaten Bericht) wurde ich vom freundlichen Busfahrer per Anweisung zur Mälzerei geschickt. Also fuhr ich mit meinem Wohnmobil Richtung Mälzerei. Bei der Einfahrt auf das Firmengelände wurde ich bereits freundlich durch Winkzeichen begrüßt. Mit einem “Grüß Gott” wurde ich empfangen. Aha, die fränkische Heimat läßt grüßen. Ich war ja unschwer an meinem Autokennzeichen (WÜ) zu erkennen. Und so wurden wir (meine Familie) vom scheidenden fränkischen Malzmeister persönlich begrüßt. Nach einem heimatlich anmutenden Plausch wurde sich gestärkt, bevor es an die Aufteilung der Gruppen ging. Bedingt durch die hohe Teilnehmerzahl schwirrten die Gruppen in alle Produktionsbereiche der Mälzerei aus. In Anbetracht der großen Silos kam die Frage nach der kleinsten Abgabemenge auf, die Hausbrauer hätten mit einer Lieferung lebenslang Malz und könnten zudem noch weitere Hausbrauer versorgen, um nicht zu sagen, “es reicht sicherlich für alle Vereinsmitglieder” mit einer einzigen Ladung für lebenslange Brauaktivitäten. Von der Ablieferstelle des fertigen Produkts, unsere Gruppe hatte eine rückläufige Führung, ging es in Richtung Keimkästen. Nach den schweißtreibenden Durchläufen – saunaähnliche Zustände, hohe Luftfeuchtigkeit - zweier Keimkästen mit unterschiedlichem Keimzustand erreichten wir die Steuer- zentrale der Mälzerei. Es hatte den Eindruck eines Einmannbetriebes, wenn nicht durch ein mechanischen Defekt etwas Unruhe aufkam und weitere Mitarbeiter zu sehen waren.
Unser Begleiter führte uns danach ins Labor und die Gruppe wurde über die erforderlichen Maßnahmen (Entgegennahme der Braugerste, Prüfung des Eingangszustandes und der weiterbegleitenden Qualitätskontrollen) informiert. Zeitweise kam ein Durcheinander (im Bereich Labor, Schaltzentrale und Treppenaufgang) durch die sich kreuzenden Gruppen auf, jeder konnte sich aber irgendwie einer Gruppe wieder anschließen und fand doch zu seiner Gruppe zurück. Die Annahmestelle der Braugerste bildete den Schluß der Führung durch die Mälzerei. Nach dem Besichtigungsstreß konnte ich noch bei einer Stärkung (Häppchen und Bier) die herrlichen Sonnenstrahlen genießen und für mich den Tag ausklingen lassen. Gundula und Thomas nutzen noch die Gelegenheit, sich bei den Führungsprofis zu bedanken, da vieles nicht als selbstverständlich anzusehen ist. Ein Malzmeister hatte vor dem Eintritt in den Unruhestand seine Zusage gemacht und verschob die Heimreise ins Frankenland um ein paar Tage, ein Mälzer hatte seinen wohlverdienten Urlaub unterbrochen um den wissbegierigen Hausbrauern Rede und Antwort zu stehen.
Michael Mihm
Von der Mälzerei ging es zu Fuß zur Brauerei. Wie schön und übersichtlich, wenn alles so nah beieinander liegt. In der lokalen Brauerei Härke gab es zur Einstimmung Bier in vielfältiger Auswahl und unbegrenzter Menge. Irgendwann wurden wir aufgefordert, unserem Begleitpersonal zu folgen und es begann eine Brauereiführung durch diesen imposanten Backstein-Komplex. Von außen betrachtet ist die Härke- Brauerei fast schon ein Industriedenkmal und wirklich schön anzusehen. Herinnen war alles für unseren Besuch auf Hochglanz gewienert worden. Das einzige, was in dieser blitzblanken Brauerei augenscheinlich fehlte, waren Würze bzw. Bier! Dass die Wochenarbeit bei den Maischebottichen getan war ist für uns Haus- und Hobbybrauer ja noch nachzuvollziehen. Aber musste hier nicht irgendwo Bier in der Hauptgärung vorhanden sein. Fehlanzeige! Einige Teilnehmer unkten ob hier schon auf “Outsourcing” umgestellt worden sei. Also, weit und breit kein Bier in Sicht.
So stiegen wir hinauf in das alleroberste Stockwerk um uns das besonders schöne Kühlschiff anzusehen. Nach Aussage unseres Führers ist es das einzige in dieser Größe, das noch in Betrieb ist. Vom Kühlschiff stiegen wir dann herab, um Stockwerk für Stockwerk die weiteren Stationen der Bierherstellung bei Härke nachzuvollziehen.
Nach dem wahren Besichtigungsmarathon an diesem Tag waren nicht alle wirklich bis zum Schluß aufnahmefähig und viele froh, das kulturelle Tagespensum geschafft zu haben. Und so zogen wir dem nächsten Höhepunkt der Veranstaltung – unserem Hausbrauerabend – entgegen.
Markus Harms
Um nicht allzu viel Aufsehen zu erregen, hielt der Bus etwas abseits der Wohnung von Gundula und Thomas. Im Gänsemarsch schlängelten sich jeweils 60 TeilnehmerInnen durch die Straße eines Wohngebietes, wie es typisch für den Baustil der 60er Jahre ist: aufgereihte Mehrfamilienhäuser aus rotem Backstein oder verputzt, auf den Hinterhöfen Flachdachgaragen, kleine Gärten und Rasenflächen.
In einem dieser Hinterhöfe erwartete uns Thomas. Er hat sich hier mit Duldung des Vermieters und der Nachbarn ein erstaunliches Brauparadies geschaffen, das es zu besichtigen galt. Thomas ist gelernter Brauer und Mälzer. Er braut in Milchbehältern aus Edelstahl, wie viele ambitionierte Hausbrauer, wenn sie die 100 l Ausschlagmenge überschreiten. Die Behälter stehen in einem kleinen Gartenhäuschen aus Blech im Garten des Hinterhofes, ein zweites Blechhäuschen beherbergt eine Tiefkühltruhe und einen Ausschank mit Durchlaufkühler.
Edelstahlmilchbehälter gibt es in den vielfältigsten Größen und Formen, von 100-200 l, einwandig-gerade und doppelwandige mit und ohne Isolierung. Thomas konnte mehrere 200 l- Behälter günstig über eine Molkerei erwerben, die zu Heißwasserbehälter, Maischbottich und Würzepfanne umgebaut wurden. Die Würzepfanne ließ er in einer Schlosserei um einen Edelstahlring aufstocken, sie faßt nun 320 l, die Pfannevollwürzemenge beträgt 305 l, so dass Thomas auf eine maximale Ausschlagmenge von 250 l/Sud kommt. Thomas hatte anläßlich der Besichtigung die ganze Anlage dermaßen geputzt und auf Hochglanz gewienert, als stünde ein Besuch der Lebensmittelüberwachung oder das Ordnungsamtes ins Haus.
Die Größe der Anlage und die vielen Ausstattungs-Details ließen manch einen Hobbybrauer, der zu Hause seine 20 l Bier braut erahnen, in welche Dimensionen finanziell wie vom Platzbedarf her dieses Hobby führen kann. In die Maischbottich-Pfanne wurde ein selbstkonstruiertes Rührwerk eingebaut, das von einem 0,37 kW Getriebemotor bewegt wird. Dieser alte robuste Motor aus 1972er DDR-Fertigung dreht sich mit 31,5 U/Min und konnte günstig über ein Anzeigenblatt beschafft werden.
Ebenso die Profikaffeemühle, die Thomas als Schrotmühle einsetzt. Sie zerkleinert 0,75 kg/Min. Da seine Schüttung maximal 47 kg umfasst, ist er in einer halben Stunde durch mit dem Müllern. Für den Läuterbottich wurde per Leserzuschnitt extra ein Edelstahlsenkboden angefertigt, den die Fa. Senkboden Metric GmbH zulieferte.
Geheizt wird mit zwei gewaltigen Brennern der Fa. TGO, die eine Leistung von 34 kW erzeugen und mit Propangas betrieben werden. Sie sind für den Einsatz in Innenräumen nicht geeignet, hier würde einem schnell die Luft zum Atmen wegbleiben. Bei geöffneter Tür des kleinen Blechhäuschens erzeugt so ein Brenner eine Temperatur von 50° C und mehr. Um die Brenner zu betreiben, mußten zwei Propangasflaschen parallel angeschlossen werden, da sie soviel Gas ziehen, dass eine Flasche allein vereist.
Thomas braut regelmäßig Pils, Märzen, Export, Dunkles und Bockbier. Gemaischt wird nach dem Infusionsverfahren. Da er derzeit in einer Peiner Mälzerei arbeitet, liegt es auf der Hand, dass ausschließlich Peiner Malz zum Einsatz kommt, genauso wie Peiner Stadtwasser, das nicht weiter aufbereitet wird. Nach dem Würzekochen muss der Sud dann mühsam in den Keller getragen werden, eine Strecke von vielleicht 30m. Versuche, sie mit einer Pumpe zu überwinden scheiterten, also wird vorerst weiter geschleppt.
Der Keller selbst (wie übrigens auch die Garage) ist ganz dem Brauen gewidmet. Hier stehen zwei Tiefkühltruhen für die Haupt- und Nachgärung, die über regelbare Thermostate gesteuert werden. Für die Hauptgärung wurde ein Edelstahleinsatz angefertigt, der sich genau in die innere Form der einen Truhe einpaßt, so dass die Würze direkt in die Truhe abgelassen werden kann und dort vergoren wird.
Thomas schlaucht i.d.R. lauter und gibt dann Speise für die Nachgärung zu. Die Nachgärung selbst findet dann in der zweiten Truhe in Kegs statt. Sie müssen wenig bandscheibenfreundlich in die zweite Truhe gehoben werden, dabei geht Thomas dann seine Lebensgefährtin Gundula mit zur Hand. Der Druck in den Kegs wird mit einem Spundungsapparat kontrolliert. Vier Kegs kann Thomas hier gleichzeitig anschließen. In dem kleinen Keller waren viele weitere Ausstattungsdetails zu besichtigen, die von unseren Gastgebern liebevoll beschriftet waren. Teilweise waren auch die Lieferscheine oder Rechnungen an den Ausstellungsstücken angebracht, so dass man sich gleich die Bezugsquellen notieren konnte.
Leider blieb nicht für jeden genug Zeit, sich in diesem sehenswerten Braukeller ausführlich umzuschauen, denn insgesamt über 100 interessierte HausbrauerInnen zog es durch die engen Räume. Aufgefallen ist mir noch ein selbstkonstruierter isobarometrischer Flaschenfüller, der auf einem ausgedienten Bohrständer montiert wurde. 20 Flaschen/Stunde kann man maximal damit abfüllen, meinte Thomas, der noch nicht recht mit seiner Konstruktion zufrieden ist. Mit dem Füller lassen sich beliebige Flaschengrößen verarbeiten. Von der kleinen Steini- bis zur 2 l Siphonflasche paßt sich die Dichtung allen Flaschenhälsen an.
Es war eine ebenso beeindruckende wie liebevoll vorbereitete Führung. Krönender Abschluß wäre sicher die Verkostung eines von Thomas Bieren gewesen. Doch dazu kam es dann leider nicht mehr. Im ganzen Stress der Vorbereitung der Hausbrauertage, der auf Gundula und Thomas lag, war es wohl nicht möglich, zu diesem Anlass auch noch ein Bier zu brauen. Das müssen wir nachholen!
MAS
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